Freitag, 12. Juni 2009

Über mich


Seit zehn Jahren (1999) bin ich bei der Yacht beschäftigt. Davor startete ich mit einem zweijährigen YACHT-Volontariat und studierte danach Sport in Hamburg mit dem Schwerpunkt Journalistik.

Als Reporter bin ich für die längeren Lese-Geschichten außer Haus zuständig. Porträts und Interviews gehören dazu, aber auch Abhandlungen über Seekrankheit oder Aerodynamik.

Aufgewachsen bin ich in Duisburg an der Sechs Seen Platte, einem Baggerloch im Naherholungsgebiet der Stadt. Der Star vom See war Gerd Eiermann.

Mit vier Jahren habe ich erstmals im Opti gesessen und mit sechs meine erste Regatta gesegelt. Es folgte die klassische Jollenausbildung. Mein Vater, ein alter Piraten- und Finn-Dinghy-Segler, war der Vereinstrainer und coachte später die NRW-Auswahl im Opti, zu der ich auch gehörte.

Das verlief nicht ohne Probleme. Bei der Deutschen Optimeisterschaft 1979 beim SV03 in Berlin fühlte sich Sohnemann zu wenig vom Vater beachtet. Wohl psychologisch gehandicapt - es muss so gewesen sein - starte er die Serie mit Plätzen in den Zwanzigern.

Der Vater erkannte die Situation, schnappte sich am Abend nach den verpatzten Rennen einen Packen Schleifpapier und schliff mit dem Sohnemann den zigfach geschliffenen Henriksen-Holz Opti. Damals ein echter Edelrenner unter den ganzen Plastik-Schiffen.

Es folgten zwei Tagessiege, zwei Topp-drei-Plätze, die Bronzemedaille bei der Meisterschaft und am Ende Platz zwei in der nationalen Jahres-Rangliste. So einfach kann die Kinderpsyche funktionieren. Wenn es nur immer so einfach wäre… Es gewann damals übrigens Susanne Meyer. Erstmals ein Mädchen gegen all die Jungs. Sie wurde später mehrfach Weltmeisterin im 470er.

So weit habe ich es nicht gebracht. Zwar steht auch eine WM-Goldmedaille zu Buche. Aber die ist eher peinlich. 1986 wurde ich als Marine-Sportförderguppen-Mitglied Militärwelmeister. Immerhin in Rio. Auf einer Snipe (zu Deutsch: Schnepfe). War eine nette Zeit. Aber doch peinlich. Neun Boote starteten.

Im 420er langte es zuSilber und Bronze bei einer Jugendmeisterschaft mit dem zweieinhalb Jahre jüngeren Bruder Kai und zweimal zu Silber und einmal zu Bronze im Laser. 1987 war ein gutes Laser-Jahr: Vize-Europameister, Ranglisten-Erster, und C-Kader.

Leider war die Klasse nicht olympisch. Nach zwei Jahren im Laser-Kader hieß es, fliegen oder in der nächsten Klasse siegen. Für meinen Kumpel und Konkurrenten Andreas Willim von der Bevertalsperre war es das gleiche Timing. Wir taten uns als Flying-Dutchman-Crew zusammen. Auch wenn uns Experten ein Desaster voraussagten. Hohle Laser-Fitness-Fanatiker in diesem technisch anspruchsvollen Boot, das ging gar nicht.

Meine schwerere Knochen sorgten dafür, dass ich mich an den Draht hängen und noch schwerer werden musste. Zwölf Kilo legte ich zu. Mit harter Arbeit im Kraftraum und an der Gabel. Aber wir ergänzten uns gut mit Taktik und Trimm und stießen schnell in die internationale Spitze vor. Parallel zum Studium, für das wir in den Norden gezogen waren, starten wir die vierjährige Olympiakampagne. Ohne die Unterstützung des Düsseldorfer Yacht Clubs wäre gar nichts gegangen.

Die Gegner waren der dreifache Weltmeister Albert Batzill und der zweifache Vizeweltmeister Markus Wieser. 1989 nach dem Mauerfall kamen dann auch noch unsere Freunde aus dem Osten dazu. Die Warnemünder Steuerleute Jörn und Bodo Borowski schafften die A-Kader-Kriterien für die Nationalmannschaft ebenso wie der Schweriner Ulf Lehmann.

Sechs Teams im A-Kader, das gab es noch nie. Ist auch schwer zu finanzieren. Der Sporthilfe-Anteil wurde auf alle verteilt. Es blieben pro Kopf 50 Mark im Monat.

1989 wurde wir Deutscher Meister, 1990 folgte die Bronzemedaille bei der EM und im Olympiajahr 1992 die Leder-Medaille, Platz vier bei der WM in Neuseeland. Die Hälfte der Regattaserie lagen wir in Führung aber am Ende fehlten wohl die Nerven.

Imerhin waren wir das beste deutsche Boot und gehörten somit zu den Favoriten für die Olympiaausscheidung. Aber nach drei Rennserien in Europa machte der erfahrene “Alba” den Sack zu. Für uns blieb Platz zwei. Dumm gelaufen.

Alba, der Bauer vom Rößlerhof, nahm uns als Sparringspartner mit zum Bodensee und nach Barcelona. Aber als Olympia losging mussten wir abreisen. Die Guten blieben da. Ein fieses Gefühl.

Grund genug, um voll motiviert den nächsten Olympia-Zyklus anzugreifen. Aber der Flying Dutchman flog aus dem Programm. Plötzlich war der Laser drin. Schlechtes Timing.

Wir wechselten beide in unsere alte Klasse zurück. Ich musste die zwölf Kilo wieder loswerden. Mit langen Lauf-Einheiten statt im Kraftraum. Gesundheitlich war es sicherlich nicht das Schlechteste.

Es dauerte etwas, bis die Form an alte Zeiten anknüpfte. Die Weltmeisterschaften auf Teneriffa und in Japan absolvierte ich den 30ern. Aber bei der EM in England gelang mit Platz zwölf die B-Kader-Quali. Doch Olympia 96 schien in weiter Ferne. Alle Deutschen waren zu schlecht. Der Platz sollte nicht besetzt werden.

Der Seglerverband gab uns eine letzte Chance. Wer bei der WM 96 in Kapstadt die Top acht erreicht, bekommt die Olympiafahrkarte. Davon waren wir alle weit entfernt. Aber die Trainingsgruppe um Coach Friedhelm Lixenfeld wuchs über sich heraus. Sie lieferte mit fünf Booten unter den Topp zwölf das beste Ergebnis eines deutschen Laser-Teams aller Zeiten ab.

Ich wurde siebter. Das hätte für Olympia gereicht. Robert Scheidt siegte vor Ben Ainslie. Dummerweise war Stefan Warkalla vom Möhnesee besser. Sein vierter Platz reichte für das Olympiaticket. In Savannah erreichte er einen hervorragenden fünften Platz. Seitdem hat kein deutscher Lasersegler die Olympiaquali mehr geschafft.

Das war das Ende der Leistungssportkarriere. Damals konnte man noch gut parallel studieren. So verzögerte sich der Berufseinstieg kaum. Ich arbeitete nach dem Diplom-Abschluss als freier Jounalist, heiratete meine langjährige Jugend-Freundin, das erste Kind kam 1998, ein Jahr später folgte die Anstellung bei der YACHT…und schwupps sind zehn Jahre vorbei.

Auf die wilde, intensive Regattazeit folgten viele Fahrtentörns mit der Familie. Häufig im Rahmen einer Reise-Reportage für die YACHT. Beim ersten Dänemark-Urlaub 1999 quetschten wir uns mit vier Erwachsenen und zwei Säuglingen auf eine 26 Fuß Yacht. Wir bewegten die Familien-Varianta in Holland und charterten in Griechenland, der Türkei oder Kroatien.

Schnell fehlte ein wenig das Wettkampf-Adrenalin. Deshalb habe ich irgendwann mit dem Match Racen begonnen. Man benötigt kein eigenes Boot, reist von Event zu Event, das Niveau ist ansprechend und Erfahrung zählt viel. Wichtig, denn die Zeit zum Trainieren fehlt.

Ich habe einen Crewpool von zwölf Mitseglern, mit denen ich Wettkäpfe in Europa bestreite. Wir konnten inzwischen 13 internationale Matches gewinnen und sind dreimal Deutscher Meister geworden. Dazu kommen drei Siege bei der Meisterschaft der Meister.

Das zufällige Nebenprodukt der Matcherei ist ein gewisses Expertentum für den America´s Cup. 2007 hatte das sogar einen Wert. Ich war fast drei Monate für die YACHT in Valencia vor Ort und arbeitete nebenbei als Co-Kommentator für die ARD. Leider startete der Cup nicht so durch wie erhofft. Und die Situation ist nicht gerade besser geworden

Aber der Fokus verschiebt sich. Meine Frau, die kurz im Europe-Kader segelte, dann aber nicht so wild auf die Leistungsschiene wechselte, schneidet schon mal das Thema Fahrtenyacht an der Ostsee an. Aber bis jetzt reicht das Chartern aus. Dieses Jahr wieder zwei Wochen im Sommer in der Ostsee.

Das Wochenende verbringen wir schon mal mit einem pinken uralt-Laser und zwei Optis beim Segelclub Vierlande am Oortkatensee in Hamburg.

Wenn ich das so lese, hat dieses Leben viel mit Segeln zu tun. Aber bis jetzt kann ich nichts Schlimmes daran finden.

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