Mittwoch, 17. Juni 2009

Wenn Kohlefaser bricht II

Das wahre Drama an Bord der aufgelaufenen Telefonica Blue bringt heute ein vom Team veröffentlichtes Video zu Tage, das den Wert der Medien-Männer an Bord der Volvo-Racer deutlich macht. Gabriele Olivo dokumentiert die niedergeschlagene Stimmung.


Bilder vom Wassereinbruch, emotional gezeichnete Profi-Segler, eine Glatze, aus der Blut aufs Deck tropft, ein hektisch agierender Navigator, der darauf dringt den Funkspruch über den Rennabbruch loszuwerden (Videolog 1:40 min) – als sei das nicht logisch bei einem Schiff, das kurz vor dem Untergang steht.


Man sieht spanisch sprechende Menschen, denen das Wasser um die Stiefel schwappt, hört fluchende Segler und den lauten Wellenschlag am Rumpf. Zersplittertes Kohlefaser wird im Wasser sichtbar. Skipper Bouwe Bekking versucht Ruhe auszustrahlen. Er muss Entscheidungen treffen, um den Schaden zu minimieren.


Bei im knallt eine Winschtrommel unter der Last einer Schlepperleine auseinander und verschwindet in der Ostsee (3:10). Als die geschlagenen Profis etwas zur Ruhe kommen, wird ihre Seelenlage greifbar (3:20). Das Rennen um den zweiten Gesamtplatz ist vorbei.


Dann der Auftritt von Navigator Fisher (3:27). „I can´t tell you how fucking sorry I am.“ „Ich kann nicht sagen, wie leid mir das tut.“ Er sieht nicht in die Kamera. Am liebsten würde er wegrennen. „Das hat unser ganzes Rennen ruiniert.“ Ich habe unser Rennen ruiniert. Ein ergreifender Moment.


Das Schiff klammert sich hartnäckig mit der Bombe im Felsspalt fest. Es will nicht vom Stein herunter. Der Skipper lässt den Schlepper „90 Grad am Rigg ziehen“ (4:24). Aber auch das hilft nicht.


Die Crew bildet eine Eimerkette, um das einlaufende Wasser aus dem Rumpf zu bringen. Der südafrikanische Watch Captain Jonathan Swain versucht es mit ein wenig Humor. „Dieses Boot scheint von diesem harten Zeug magnetisch angezogen zu werden.“ (4:51) Er spielt auf die Kollision in China an.


Becking gibt ein kurzes Statement ab. "Das passiert, wenn man so hart puscht." Es klingt banal. Der Gesichtsausdruck ist gequält. Navigator Fisher steht wie ein bestrafter Schuljunge bedröppelt daneben.


Es folgen beeindruckende Unterwasseraufnahmen von der hässlich verbogenen Kielbombe und aufgerissenem Metall. Aufnahmen, die so noch nie gezeigt worden sind.


Sicher, das ist purer Voyeurismus. Reality TV. Aber die Show ist nicht konstruiert, wie Big Brother. Das Drama, die Gefühle, das Skript - alles echt. Näher war der Segelfan noch nie. Und dieses Video wird in die Geschichte eingehen.



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