Donnerstag, 18. Juni 2009

Die mit dem Segel fledern



Surfer der Olympiaklasse RS:X bei der EM in Israel

Schon mal einem Olympia-Surfer bei der Arbeit zugeschaut? Ich finde das Video faszinierend. So anders im Vergleich zum „normalen“ Racen. Hammerharter Sport selbst bei wenig Wind. Die Typen reißen so lange am Segel, bis ihre Pulsmesser Alarm schlagen.


Als ich die Bilder von der RS:X Klasse sah – so heißen die Bretter heutzutage – die ihre Europameisterschaft in Tel Aviv bestreiten, erschien das legendäre Olympia-Finale 2000 in Sydney auf meiner Großhirnrinde.


Ich durfte damals den beinharten Zweikampf zwischen Amelie Lux und der Italienerin Allessandra Sensini live vom Medien-Boot aus miterleben. Wahnsinn, wie sich diese beiden zierlichen Mädchen reinhängten. Weit vor dem Rest des Feldes duellierten sie sich um die Goldmedaille.


Physisch völlig am Limit überholten sie sich mehrfach gegenseitig. Unterarm-Krämpfe bei der 52 Kilo leichten Deutschen entschieden das Rennen schließlich zugunsten der Italienerin. Sensini rettete eine sieben-Sekunden-Führung ins Ziel.


Seitdem habe ich höchsten Respekt vor der körperlichen Leistungsfähigkeit der Surfer. Sie werden in Seglerkreisen oft belächelt. Puristen, die im Video dieses mit den Segeln wedelnde Starterfeld sehen, werden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Das ist doch kein Segeln. Luftrudern. Unästhetisch.


Aber ist denn ein Drachen-Steuermann ästhetischer wenn er mit der Pinne unter dem Arm im Cockpit sitzt und sich bei der Wende nur auf seinem Hintern dreht?


Auch Surfer schaffen es nicht, sich genau gegen den Wind fortzubewegen. Da können sie am Segel reißen, so viel sie wollen. Winddreher und Böen sind für sie genauso entscheidend wie für alle anderen Segler. Auch wenn sie durch einen Pumpschlag die Luftströmung am Segel selber beschleunigen können. Erfolg ist nur mit brutaler Fitness zu erreichen. Die Typen sind fitter als alle anderen Segler.


Amelie Lux will es neun Jahre nach ihrer Silbermedaille noch einmal wissen. Sie will noch mal Olympialuft schnuppern. In Israel liegt sie in der EM-Wertung nach sechs Rennen auf Rang 15 von 29 Surferinnen.

1 Kommentar:

  1. Irre!
    Die Mädels haben ja eine Power...
    Das Pumpen ist ja manchmal auch in Segelklassen erlaubt. Ist sehr umstritten. Athletisch ist es allemal. Ob das schön ist?? Na ja, Sport muss ja auch nicht immer schön sein. Kaffeesegeln ist schön;-) (da braucht man sich auch nicht bewegen...)
    Minnisemmel

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